Oderteich - 05.10.2025

Der Statutenreiter macht es sich bequem 10.10 Uhr, Hotel Berliner Hof. Draußen regnet es. Genau, wie es die letzten Tage auch geregnet hat. Dieser Anblick treibt den Lakerinnen und Lakern die Angstschweißtropfen auf die vom Harzwetter eisgekühlte Stirn. Der Statutenreiter hatte sich in einem warmen Sessel bequem gemacht und verbreitet von dort aus schlechte Stimmung.
Während alle Hoffnungsvoll auf ihrer Wetter-Apps starren und auf einige Sonnenstunden wenigstens in der nächsten Woche hoffen, hört man von ihm nur: „Das machen die nur, um euch nicht die letzte Hoffnung zu nehmen. Sonst habt ihr ja gar keinen Antrieb mehr, wieder nach Hause zu fahren.“ Alle hassen in diesem Moment den Statutenreiter. Aber das liegt nicht an ihm, es liegt am Wetter.
Der Hotelier erzählt uns, dass im Oderteich noch diverse amerikanische Jeeps stehen sollen, weil, als die US-Truppen hier noch stationiert waren, die eine oder andere Jeep-Besatzung versucht haben soll, bei niedrigem Wasser durch den Teich zu kommen. (Spoiler: Trotz unserer Hoffnung, wegen Niedrigwasser ein gutes Dutzend dieser Jeeps aus dem Wasser ragen zu sehen, sollte sich nicht erfüllen.)
Das Wetter wird nicht besser. Erste, zaghafte Protestrufe („Scheiß-Wetter!“) werden laut. Der ULF muss seine ganze Autorität einsetzen, damit es trotzdem los geht.
Am Parkplatz Lageplan Am Parkplatz Oderteich eine Überraschung. Man könnte ja denken, wir sind die einzigen Beknackten, die bei diesem Wetter um einen See laufen. Aber nein, der Parkplatz ist voll und Heerschaaren von Wanderern bewegen sich rund um das UNESCO-Weltkulturerbe Oderteich mit seinen 4,1 Kilometern Rundweg.
Falls jemand bei dieser ganzen Gülle, die da aus den Wolken kommt, noch Lust hätte, sich zu informieren, würde er erfahren, dass der Oderteich die älteste Talsperre Deutschlands ist. Und nicht einfach so für sich Kulturerbe ist, sondern zusammen mit dem System der „Oberharzer Wasserwirtschaft“.

Laker kennen keinen Schmerz Wurzeln wohin das Auge blickt 10.25 Uhr: 6 Grad, alles nass von oben, von unten und seitlich. Alles scheiße. Man versucht, sich gegenseitig Mut zuzusprechen: Laker kennen keinen Schmerz.
10:35 Uhr: Die Hoffnung, diese Kackpfütze in weniger als einer Stunde um Runde zu haben, zerschlägt sich angesichts der Wurzel durchzogenen Wege.
Als der Weg endlich besser wird, hat Webbie natürlich Sand oder Steine oder beides im Schuh. Da dieses Laking komplett schneckenfrei abläuft, hat Webbie ihr neues Thema gefunden und die anderen Laker harren geduldig der Dinge, die da wohl aus ihrem Schuh purzeln werden.

Oderteich

Romantik geht auch Tosender Bach Insgesamt entpuppt sich der Weg als sehr rustikal, naturnah und wild romantisch, so dass wir nach einer halben Stunde das Scheißwetter richtig loben, weil bei wärmerem Wetter und Sonnenschein dieser Weg wahrscheinlich noch überlaufener wäre, als er jetzt schon ist.
300 Meter später: Webbie zieht schon wieder den Schuh aus. Sie scheint von einem pathologischen Schuh-Auszieh-Zwang befallen zu sein. Eine Zwangshandlung, die gerade die anwesenden Psychologinnen betroffen macht, ohne aber, dass sie helfend einschreiten.
Nebenbei wird noch darüber diskutiert, ob man einen Paragrafen 27 in die Statuten aufnehmen sollte. Der regeln soll, dass Laking-Berichte nicht mithilfe von KI geschrieben werden dürfen. Allerdings tauchte dieser Vorschlag aus des Statutenreiters Mund schon beim letzten Laking (Bamberger Land) auf, der mit der überwältigenden rhetorischen Macht der weiblichen Lakerinnen (außer Webbie) niedergeschmettert wurde, was die Frage aufwirft, ob nicht vielleicht die eine oder andere Lakerin selbst eine künstliche Intelligenz ist und Webbie somit als Tochter einer Posaune und einer KI eigentlich ein Ludwigs-Borg ist.
11.14 Uhr ist der Scheitelpunkt erreicht und es geht nun mehr auf der Ostseite zurück.

Hilfreicher Hinweis Endlich ein Hinweisschild, das auf die Gefahren des Lakings aufmerksam macht! Laking ist eben doch noch ein Extremsport, etwas für die ganz Harten, die sich auf vor umfallenden Bäumen nicht fürchten!

Schonung Allerdings merkt man beim Weitergehen: Die Gefahr ist kleiner als gedacht, gerade hier sind alle Bäume, die bedrohlich wirken könnten, schon seit langem umgekippt. Es sieht aus, wie fast überall im Harz: Was hier an Bäumen steht, wirkt kaum bedrohlich, es sei denn man fürchtet sich vor dem Weihnachtsbaum im heimischen Wohnzimmer.
Aber!! Noch sind wir nicht am Ziel!

Abgestorben Auf dem Weg Im letzten Viertel der Umrundung ziehen nun endlich auch die einzelnen Orkanböen auf, auf die wir schon seit anderthalb Tagen neugierig gewartet haben. Zwischen lauter abgestorbenen Bäumen, die bedrohlich im Wind knarzen, hoffen wir, bald den rettenden Parkplatz zu erreichen, ohne Personenschäden verzeichnen zu müssen.
12.00 Uhr ist das Laking abgeschlossen. Alle werden noch einmal durchgezählt, Aufatmen, alle sind da, niemand vom Baum erschlagen oder vorm Orkan (z.B. nach Kansas) weggetragen.
Generell kann man sagen, dass dieses ganze Laking-Wochenende das als der regenreichsten der Laking-Geschichte war und insbesondere der heutige Tag der wohl hundereichste. Und wir reden hier von real (wahrscheinlich) 30 Hundebegegnungen, geschätzten 40 Hundebegegnungen und vom Statutenreiter gefühlte hundert Hundebegegnungen.
Der Weg und das Laking waren schöner als gedacht. Trotz Regen – es hat sich mehr als gelohnt.

Bericht: verfasst vom ULF am 6. Oktober 2025

Links
Wikipedia: Oderteich
Google Maps: Oderteich

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